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Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Jugendhilfe

Die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) ist im SGB VIII, § 42 geregelt. Nach der Inobhutnahme durchlaufen die Jugendlichen zunächst das Clearingverfahren in einer Jugendhilfeeinrichtung. In diesem Verfahren werden innerhalb weniger Wochen alle wesentlichen Informationen zusammengetragen, welche die weitere Unterbringung bei einem Familienmitglied in Deutschland oder in Einrichtungen der Jugendhilfe (z.B. Sozialpädagogische Wohngruppe, Heilpädagogische Wohngruppe etc.) begründen.

Im Jahr 2015 stiegen die Ankunftszahlen von UMF rasant an und stellten die Akteure im Jugendhilfeverfahren, insbesondere die Clearingstellen, vor große Herausforderungen. Zudem ändern sich beständig politische und rechtliche Rahmenbedingungen, die zu einer Aufweichung der Standards über die Leistungen der Jugendhilfe führen. Vor diesem Hintergrund wird vom „Wichern-Institut“ der Rummelsberger Diakonie, einem „An-Institut“ der Evangelischen Hochschule Nürnberg, eine Studie mit vier aufeinander aufbauenden Teilstudien durchgeführt.

1) Eine Arbeitsfeldstudie, welche vor allem auf der Befragung der Mitarbeiter/innen von Clearingstellen basierte, stieß ausgehend von den Forschungsergebnissen einen Prozess der Organisationsentwicklung in den Clearingstellen der Rummelsberger Dienste für junge Menschen (RDJ) an. Sie begründete auch die Forschungsfrage, wie die sozialpädagogische Begleitung und Unterstützung im Hinblick auf die Integration in die deutsche Aufnahmegesellschaft aus Sicht der Jugendlichen verlaufen ist.

2) Eine biografieanalytische Studie mit ehemaligen UMF, welche die Jugendhilfeeinrichtungen (Clearingstelle, Wohngruppe etc.) der RDJ bereits durchlaufen haben und nun eigenständig oder in einer Pflegefamilie leben. Ergebnisse wurden beim Wichern-Dialog 2017 präsentiert und veröffentlicht (s.u.).

3) Eine Evaluation der Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der RDJ, in denen UMF nach dem Clearingverfahren leben.

4) Eine Längsschnittstudie, in der eine Gruppe von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen über 2 Jahre begleitet werden. Dabei geht es unter anderem um die Analyse von Faktoren, die wirksam sind für eine nachhaltige Veränderung. Ergebnisse werden beim Wichern-Dialog 2020 präsentiert.

Informationen zum Beitrag beim Wichern-Dialog 2020

„Die ersten zwei Jahre – unbegleitete minderjährige Geflüchtete zwischen Clearingstelle und Verselbständigung“ – eine qualitative Längsschnittstudie

Wie erleben unbegleitete minderjährige Geflüchtete ihre Eingliederung in die deutsche Gesellschaft im aktuellen Ablauf? Gibt es bestimmte Phasen, in denen besondere Herausforderungen bewältigt werden müssen? Wie bewerten die Jugendlichen die unterschiedlichen Phasen im Prozess des Ankommens bis hin zur Verselbständigung im Vollzug dieses „Integrationsprozesses“? Diesen und anderen Fragen geht eine qualitative Längsschnittstudie nach, die in der Zeit zwischen November 2017 bis November 2019 insgesamt acht Jugendliche befragte.

Aus den Fallporträts werden fallübergreifende Erkenntnisse zu zentralen Phasen der „Integration“ wie „critical incidents“ und deren Bewältigung systematisch abgeleitet. Ergebnis sind auch Einblicke in die besonderen Anforderungen an das professionelle Handeln in den unterschiedlichen Prozessphasen. Schließlich kann eine spezifische Form der „biografischen Arbeit“ beschrieben werden, die den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine erzählerische Hinwendung zu und Reflexion von biografischen Prozessen ermöglicht.

Projektdurchführung

  • Prof. Dr. Michael Appel
  • Prof. Dr. Gerhard Wirner
  • Maria Kakoschke

Veröffentlichungen:

  • Die Ergebnisse der biografieanalytischen Studie finden Sie hier
  • Veröffentlichungen im Rahmen der "Nürnberger Hochschulschriften" finden Sie hier

Selbstbestimmung und Inklusion

Im Projekt "Selbstbestimmung und Inklusion von Menschen mit Behinderung" wurde das von der Rummelsberger Behindertenhilfe im Jahr 2012 eingeführte Case-Management evaluiert.

Diakon Volker Deeg führte beim Wichern-Dialog dazu aus, dass die Rummelsberger Dienste diese neue Form der Betreuung ohne eine eigene Refinanzierung eingeführt haben. Ungefähr je 80 Menschen mit Behinderung werden seit dieser Zeit von einem eigens ausgebildeten Case-Manager begleitet. Seine Aufgabe ist in einfachen Worten, einen Menschen mit Behinderung in die Lage zu versetzen, selbstbestimmt für das eigene Leben zu entscheiden. Untersucht wurde nun, ob dieser neue Dienst zu einer Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung führte. Aus Sicht der Betroffenen gab es eine große Zustimmung für dieses neue Angebot. Individuelle Wünsche zum Beispiel in der Wohnsituation in einer stationären Einrichtung konnten eher ausgedrückt und beachtet werden. Die Verantwortlichen der Diakonie hatten die Manager auch als Störer von lange eingeübten Verfahren eingesetzt. Und war es früher eher so, dass ein Mensch sich dem anpassen musste, was die Umgebung wollte, ist es heute verstärkt möglich eigene Vorstellungen umzusetzen. Damit werden Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt. Die Case-Manager sind Vertraute von Menschen mit Behinderungen, die außerhalb der Systeme stehen, die Assistenzleistungen und Arbeitsangebote anbieten.

Ergebnisse der Evaluation des Case-Managements finden Sie hier

Menschen mit Demenz aus Behindertenhilfe und Altenhilfe gemeinsam betreuen?

Ziel des Forschungsprojekts war herauszufinden, ob und wie die Betreuung von Menschen mit einer dementiellen Erkrankung und Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung und einer Demenz gemeinsam angeboten werden kann. Dazu wurden Befragungen in diakonischen Einrichtungen in Köln und Essen sowie ein Angebot in einer Rummelsberger Einrichtung praktisch durchgeführt.

Die beim Wichern-Dialog präsentierten ersten Ergebnisse finden Sie hier:

Gemeinsame Wohnformen für Familien

Die Rummelsberger Diakonie e.V., im speziellen die Bereiche Dienste für Menschen im Alter und Dienste für Menschen mit Behinderung, planen ein neues konzeptionelles Projekt im Bereich Wohnen zu realisieren. Der Träger beabsichtigt eine Wohneinrichtung zu schaffen, in der Personen mit einer Beeinträchtigung (körperlich und/oder geistig), welche sich im mittleren Lebensalter befinden (zwischen 40-60 Jahren), gemeinsam mit ihren Angehörigen leben können. Dies meint jedoch nicht zwangsläufig, dass die Angehörigen zusammen mit den erwachsenen, beeinträchtigten Menschen in einer Wohnräumlichkeit leben, vielmehr soll die Möglichkeit, separaten Wohnraum zu beziehen, angeboten werden. Dieser kann speziell an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen angepasst werden. Auch sieht der Träger vor vielfältige, auf die Interessen angepasste (Freizeit-) Angebote, anzubieten. Als Standort ist hierfür Pappenheim, eine Stadt im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, vorgesehen. Derzeit befinden sich dort mehrere Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie e.V. Dies bietet die Möglichkeit, bestehende Gebäude im Hinblick auf die Projektidee baulich zu verändern oder einen vollständigen Neubau auf dem Grundstück zu veranlassen.

Die Projektgruppe der Evangelischen Hochschule Nürnberg, im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit, mit dem Studienschwerpunkt Soziale Gerontologie hat hierbei die Aufgabe, eine Befragung mit beiden Zielgruppen durchzuführen und anhand der Ergebnisse an der konzeptionellen Gestaltung des Projekts mitzuwirken. Dabei soll der Fokus des Studienprojekts auf den individuellen Anliegen und Bedürfnissen der Zielgruppen hinsichtlich der baulichen und konzeptionell-gestalterischen Maßnahmen liegen.

Segregation oder Integration in der stationären Altenhilfe?

Vier Studierende der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Nürnberg forschten im Rahmen des Studienschwerpunktes Soziale Gerontologie in der Rummelsberger Altenhilfeeinrichtung Stift St. Lorenz zum Thema Segregation versus Integration. Im Fokus stand die Frage: Welche Vor- und Nachteile treten bei Integration bzw. Segregation von Menschen mit dementiellen Erkrankungen in der stationären Altenhilfe auf? Dabei wurden sowohl die Vor- und Nachteile von Segregation bzw. Integration für die Mitarbeitenden als auch für die Bewohner*innen mit dementieller Erkrankung eruiert.

Methodisch erfolgte die Erhebung durch eine Mitarbeiterbefragung und eine Beobachtung von dementiell erkrankten Bewohner*innen. Da in der Einrichtung sowohl integrative Wohnbereiche als auch ein segregativer Wohnbereich vorhanden sind, konnten die Befunde direkt gegenübergestellt werden. Die Ergebnisse der Untersuchung werden beim Wichern-Dialog dargestellt und diskutiert.

Projektgruppe: Yvonne Hampel, Lisa Herfurth, Lena Hießleitner & Martina Lenkowski,
fachlich begleitet durch Prof. Dr. Helene Ignatzi

„Junge Wilde“ an der Schnittstelle zwischen Jugend- und Behindertenhilfe

Die Rummelsberger Dienste bieten seit einigen Jahren Plätze in zwei Wohngruppen für Kinder und Jugendliche an, die häufig andere Träger nicht bereit sind aufzunehmen. Die jungen Menschen zeichnen sich durch einen Hilfebedarf aus, der sie einerseits in den Kreis von Klienten der Kinder- und Jugendhilfe rückt, andererseits werden Sie durch die vorhandenen erheblichen Einschränkungen im kognitiven Bereich der Behindertenhilfe zugewiesen. Neben den kognitiven sowie körperliche Leistungseinschränkungen tritt vor allem aber auch stark fremd- und selbstverletzendes Verhalten – oft vor dem Hintergrund zum Teil dramatischer Biographien - auf. Die Arbeit der engagierten Fachkräfte zielt darauf ab, zum Ende des Aufenthalts in der Kinder- und Jugendgruppe einen Übergang in eine andere Wohnform zu ermöglichen, die sowohl den Potentialen als auch den Besonderheiten der jungen Menschen individuell Rechnung trägt.

Im Projekt werden derzeit zusammen mit den Fachkräften Instrumente erarbeitet, die diese Arbeit an entscheidenden Stellen unterstützen sollen. Erste Befunde und Perspektiven liegen nun vor und werden vorgestellt.

Selbst Verantwortlich Lernen

Selbstverantwortliches Lernen hat das Ziel, dass die Lernenden ihren eigenen Lernprozess nicht nur selbst gestalten und steuern, sondern auch Verantwortung dafür übernehmen. So sollen die Lernenden beispielsweise selbst entscheiden wann, wie und mit wem sie sich bestimmte Lerninhalte aneignen. Dadurch verändert sich die Rolle der Lehrenden. Sie setzen Lernziele, fördern und befähigen die Studierenden dahingehend,  dass diese auch die Kompetenz entwickeln für das eigene Lernen Verantwortung zu übernehmen, denn in der beruflichen Praxis wird dies auch von ihnen erwartet.

Das Konzept des selbstverantwortlichen Lernens wird aktuell im Rahmen eines Projektes in den beruflichen Schulen der Rummelsberger Diakonie implementiert. Die Umsetzung wird durch das Institut für Praxisforschung und Evaluation und Prof. Dr. Markus Schaer von der Evangelischen Hochschule Nürnberg wissenschaftlich begleitet.

Im Rahmen des Vortrages beim Wichern-Dialog wird das Projekt, dessen Umsetzung sowie die wissenschaftliche Begleitung dargestellt und beschrieben. Das Forschungsdesigns und erste Erkenntnisse werden mit Blick auf die nächsten Schritte diskutiert.

Referenten: Diakonin Katharina Keinki (Projektleitung) und Prof. Dr. Markus Schaer (Evangelische Hochschule Nürnberg)

Meine Kita als sicherer Ort?! – Perspektiven von Kindern und Fachkräften

Um Kindern die Kita als sicheren Ort erleben zu lassen, in dem Rückzug aber auch Unterstützung in kritischen Situationen und Lebenslagen möglich sind, braucht es neben pädagogischen Konzeptionsverankerungen auch die Fachkräfte, die den Kindern diese Sicherheit signalisieren. In einem innovativen Format wurden Fachkräfte zu ihrem pädagogischen Handeln und Erleben befragt und Kinder im Vorschulalter interviewt. Vorgestellt werden Design und exemplarische Ergebnisse der Befragungen, sowie Ableitungen für die Weiterentwicklung von Kita-Praxis.

Projektdurchführung:

  • Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel (Kinder-Befragung und Fachkräfte-Befragung)
  • Prof. Dr. Tanja Brandl-Götz (Fachkräfte-Befragung)
  • Prof. Dr. Karl Titze (Kinder-Befragung)

BIA – Bedarfsindikatorenanalyse für betreutes Seniorenwohnen

Im betreuten Seniorenwohnen ist es sehr schwierig Bedarfe zu identifizieren, weil es kaum relevante statistische Daten gibt. Dieses Problem beginnt das studentische Projekt „BIA – Bedarfsindikatorenanalyse für betreutes Seniorenwohnen“ zu bearbeiten, indem innovative und kreative Indikatoren mittels eines eigens erstellten Tools ausgewertet werden. Das Ergebnis des BIA-Tools liefert eine Handlungsempfehlung zur weiteren Bedarfsanalyse. Das Tool wurde von dem vierköpfigen Studierendenteam im Studiengang Sozialwirtschaft innerhalb eines Jahres entwickelt und wird beim Wichern-Dialog 2020 vorgestellt.

Weitere Themen des Wichern-Institutes

  • Kultursensible Mitarbeitendengewinnung und Ausbildung
  • Bildungseffekte
  • Ehrenamt
  • Employer Branding
  • Muschelkinder
  • Pflegeausbildung / Generalistik
  • Pflegestärkungsgesetz
  • Vernetzung zwischen Schulen und Praxisfeldern
  • Wandel in der stationären Jugendhilfe

Auf dieser Seite finden Sie regelmäßig aktualisierte Informationen zu den Forschungsprojekten und deren Ergebnisse.