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Diakonische Akademie

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Kinaesthetics – Kompetenz für Bewegung und Lebensqualität

Bewegung ist die Grundlage für alle menschlichen Funktionen. Für die Pflege bedeutet dies: Durch ein bewegungsorientiertes Zusammenspiel von Klienten und unterstützender Person gelingt es, Bewegungskompetenz beim Klienten aufzubauen und zu erweitern. Die Lebensqualität und die Gesundheitsentwicklung werden gefördert. Die Diakonische Akademie schult das Bewegungskonzept Kinaesthetics, um diese Ziele zu erreichen.

weitere Informationen zu Kinaesthetics

Was ist Kinaesthetics?

Der Begriff kann aus den altgriechischen Wörtern kineō (bewegen, sich bewegen) und aisthēsis (Wahrnehmung, Erfahrung)  abgeleitet werden. Kinaesthetics ist die Bezeichnung für die Erfahrungswissenschaft, die sich mit Bewegungskompetenz als einer zentralen Grundlage des menschlichen Lebens auseinandersetzt. Ein berufsbedingtes Verletzungsrisiko wird bei der unterstützenden Person durch die gezielte Anleitung und Förderung des Klienten deutlich reduziert. Heben wird vermieden, da Bewegung durch Gewichtsverlagerung organisiert wird.

Geschichte von Kinaesthetics

Der Kybernetiker K.U. Smith (University of California) hat mit seinen Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Verhaltenskybernetik die Grundlagen für die Kinaesthetics-Entwicklungen gelegt. Der Tänzer Dr. Frank Hatch - Student bei K.U. Smith - hat 1972 damit begonnen, die Erkenntnisse von K.U. Smith auf Alltagsbewegungen von Menschen zu übertragen. Für diese Arbeiten wurden zuerst der Begriff „Gentle Dance“, später „Kinaesthetics“ benutzt.

In den 70er und 80er-Jahren haben Dr. Frank Hatch und Dr. Lenny Maietta die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf das Thema „Lernen“ übertragen und dazu Seminare in Deutschland und der Schweiz angeboten. Die anfängliche Zielgruppe der Pädagogen und Psychologen waren zwar interessiert, das echte „Anwendungsinteresse“ kam jedoch von Fachkräften aus der Pflege. Kinaestheticsmethoden und – instrumente wurden entwickelt. Anfang der 90er Jahre wurden die ersten Kinaesthetics-TrainerInnen ausgebildet. Seit über 30 Jahren wird durch Kinaesthetics an der differenzierten und systematischen Beschreibung der erfahrbaren Unterschiede der menschlichen Bewegung gearbeitet. Kurse und Ausbildungen werden durch ein dezentral geführtes Bildungsnetzwerk mit verschiedenen Länderorganisationen und Kinaesthetics-TrainerInnen durchgeführt.
www.kinaesthetics.de

Theoretische Grundlagen

„Bewegung ist die Grundlage des Lebens“ Alle menschlichen Aktivitäten beruhen auf Bewegung. Reduziert sich die Mobilität, hat dies Auswirkung auf die Lebensqualität eines Menschen. Kinaesthetics ist eine Erfahrungswissenschaft und bietet Instrumente und Methoden, Bewegungserfahrungen einzuordnen und zu verstehen. Die Sensibilisierung auf Unterschiede ermöglicht eine achtsame Wahrnehmung.

Bedeutung für die Praxis

Das Programm kommt überall da zur Anwendung, wo Menschen von Fachkräften betreut, gepflegt oder auch therapiert werden: In der Altenpflege, in der Gesundheits- und Krankenpflege im Krankenhaus, in der professionellen häuslichen Pflege oder im Behindertenbereich.
„Kinaesthetics in der Pflege“ ermöglicht eine gezielte und systematische Hilfe zur Selbsthilfe. Im Mittelpunkt des Programms stehen die alltäglichen Aktivitäten der Pflege und Betreuung. Durch die Sensibilisierung für die eigene Bewegung und die des Gegenübers lernt der Pflegende, jede Unterstützung an die Situation angepasst und in einer Interaktion mit der pflegebedürftigen Person lern- und gesundheitsfördernd zu gestalten.

Der Kursteilnehmer lernt, Menschen bei Aktivitäten wie Essen, Aufsitzen, Aufstehen oder beim Bewegen im Bett so zu unterstützen, dass diese ihre Bewegungsmöglichkeiten so weit wie möglich ausschöpfen und ihre Bewegungskompetenz erhalten und erweitern können. Dadurch entfalten pflegebedürftige Menschen mehr Eigenaktivität und werden schneller mobil. Sie fühlen sich nicht wie ein Gegenstand, der wegen eines „Defekts“ manipuliert werden muss, sondern erfahren sich selbst als wirksam in Bezug auf ihren Gesundheitsprozess. Sie lernen, ihre Lebensqualität vermehrt selbst zu beeinflussen. Indem die Fachperson den pflegebedürftigen Menschen nicht mehr wie eine Sache zu heben versucht, sondern ihn in seiner Bewegung unterstützt, nehmen überdies die arbeitsbedingten gesundheitlichen Risiken des Personals deutlich ab. Das Programm bringt vor diesem Hintergrund einen doppelten Gewinn: Die Anwendung von „Kinaesthetics in der Pflege“ leistet einen wertvollen Beitrag zu einem humanen und respektvollen Umgang mit pflegebedürftigen Menschen wie auch zur Gesundheitsentwicklung aller Beteiligten.
Quelle: https://www.kinaesthetics.de/kin_pflege.cfm

Ziele und Auswirkungen

Kinaesthetics richtet sich an alle Menschen, die andere Menschen im Bewegungsprozess unterstützen. Dies kann im Bereich der Krankenpflege, Altenpflege oder auch im Bereich der Unterstützung von Menschen mit Behinderung sein. Sinnhaft ist die Implementierung des Schulungsprozesses in einer Gesamteinrichtung. Die Anwendung des Kinaesthetics-Konzeptes hat vielfältige Auswirkungen.

Für die Anwender:
Sensibilisierung der Bewegungswahrnehmung/Entwicklung von Bewegungskompetenz/Reduzierung von Rückenproblematiken/Förderung der Professionalität und Lebensqualität/Motivationsförderung

Für die zu Betreuenden:
Selbstwirksamkeitserleben/Entwicklung von Bewegungskompetenz/Förderung und Erhaltung von Ressourcen/Erlernen neuer Verhaltens- und Bewegungsmuster zur Anpassung an eine veränderte Lebenssituation/Förderung der Selbstständigkeit/Gesundheitsförderung

Für die Organisation/Einrichtung:
Angebot eines präventiven Gesundheitsangebotes (innerbetriebliches Gesundheitsmanagement)/Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit von Therapie, Pflege und Betreuung/Weiterentwicklung des Pflegeverständnisses/monetäre Einsparungen/Förderung der Zufriedenheit aller Beteiligten am Pflege- und Versorgungsprozesses/Verbesserung der Pflegequalität/Arbeit am Menschenbild

Bildungsangebote

Die Diakonische Akademie Rummelsberg führt ausschließlich Schulungen vom Programm "Kinaesthetics in der Pflege" vor Ort direkt in den Einrichtungen (Inhouse-Seminare) durch. Dies ermöglicht einen gezielten Aufbau der Schulungsinhalte und eine nachhaltige Sicherung. Bei Interesse wenden Sie sich gerne an den Kinaestheticstrainer Stephan Posse.

Ein Grundkurs Kinaesthetics (2+2+1 Tage) mit integrierter Praxis dauert 5 Tage.
Ein Aufbaukurs Kinaesthetics (2+2 Tage) mit täglichen Praxisfeld 4 Tage.
Die weiterführende Weiterbildung Peer-Tutoring (3+3+1(2) Tage) (Qualifikation Praxisanleitung) 7-8 Tage.

Abschluss: Sie erhalten in jeder Qualifizierung ein Zertifikat von Kinaesthetics Deutschland.

Die Trainerausbildung kann über Kinaesthetics Deutschland absolviert werden. www.kinaesthetics.de

Literatur/Links

https://www.youtube.com/user/KinaestheticsEurope

Praxisbuch Kinaesthetics
Erfahrungen zur individuellen Bewegungsunterstützung auf Basis der Kinästhetik

Maren Asmussen
Verlag Urban&Fischer
ISBN 13: 978-3-437-27570-8

Kinästhetik
Gesundheitsentwicklung
und menschliche Funktionen

F. Hatch / L. Maietta
Ullstein Medical Verlag
ISBN 3-86126-637-7

Bewegtes „Lagern“
Esther Klein-Tarolli
Verlag Ingrid Zimmermann
ISBN 3-928568-45-9

Positionierung: Lagerung und Positionswechsel
Uwe Wagner
Verlag Elsevier
ISBN 978-3-437-25071-2

Lebensqualität - Das Journal für Kinaesthetics

www.zeitschrift-lq.com

www.kinaesthetics.de


Kontakt

Stephan Posse, Diakon
Gesundheits- und Krankenpfleger
Kinaesthetics- und MOVE-Trainer

posse.stephan(at)rummelsberger.net
Telefon 09128 50 3509